Zum Drittliga-Auswärtsspiel des SV Babelsberg 03 in Jena begleiteten knapp 400 Nulldreier ihre Mannschaft, davon etwa 100 mit dem Zug. Weitere ca. 80 Fans entschieden sich für die Fahrt mit dem Fanbus.
Die Zugfahrer unter den Babelsberger Fans wurden von einer Einheit der Bundespolizei begleitet. Die Hinfahrt mit den Umstiegen in Magdeburg, Halle und Naumburg verlief ohne besondere Konflikte. Lediglich der Ausfall eines Triebwagens und die damit verbundene Verspätung des Zuges wurden als ärgerlich empfunden. Relativ frühzeitig stand nämlich fest, dass die Zugfahrer somit erst ca. 10 Minuten vor Beginn des Spiels den Bahnhof Jena-Paradies erreichen würden.
Als feiner Schachzug erwies sich somit die in Jena getroffene Entscheidung, das Spiel 15 Minuten später anzupfeifen, die im Zug auch über die Mitarbeiterinnen des Fanprojekts bzw. die Polizei an die Fans übermittelt wurde und von diesen sehr positiv aufgenommen wurde.
Gegen 13.50 Uhr erreichten die Fans den Bahnhof Jena-Paradies, von wo aus sie in Begleitung einer Einheit der Landespolizei Thüringen in Richtung des Ernst-Abbe-Sportfeldes strebten.
Die Anzahl und das Auftreten der eingesetzten Polizeibeamten wirkten dabei übertrieben. So kam es wiederholt zu Aufforderungen schneller voranzuschreiten. Darüber hinaus wurde ein Babelsberger Fan für die Durchführung einer Identitätsfeststellung sehr massiv aus einer Kleingruppe herausgezogen. Die hier vermittelnde Fanbetreuerin wurde zur Seite gerissen, und es wurde ihr übermittelt, dass ihre Anwesenheit nicht erwünscht sei.
Schließlich erreichten die Fans das Stadion.
Am Einlass gab es seitens des Ordnungsdienstes Einwände bezüglich der Schwenkfahnen und Tapetenbanner, obwohl im Vorfeld diese Schwenkfahnen – auch ohne Fahnenpass – sowie die Banner angemeldet worden waren.
Erst nach Hinzuziehung des Fanbeauftragten des SV Babelsberg 03 sowie des Leiters des Fanprojektes Jena, konnten die Materialien wie abgesprochen in den Gästebereich gelangen. Im Anschluss wurde einem Babelsberger Fan zunächst der Zutritt zum Stadion verweigert, da er einen durch die Ordner nicht näher zu konkretisierenden Spruch gegenüber selbigen fallen gelassen habe. Nach Vermittlung durch Jenaer/Babelsberger Fanbetreuungskräfte konnte schließlich auch er das Stadion betreten.
Das Spiel verlief ohne besondere Vorkommnisse. Im Gegensatz zum Vorjahr wurden die Babelsberger Fans vom Ordnungsdienst nicht im Gästebereich „eingeschlossen“, d.h. die Außentore wurde diesmal nicht verschlossen.
Nach dem Spiel, das der SV Babelsberg siegreich gestalten konnte, sammelten sich die Babelsberger Fans vor dem Gästebereich. Während eine Gruppe der Zugfahrer noch Gruppenmaterialien zum Fanbus brachte, brach eine Gruppe von ca. 40 Fans in Begleitung einer Einheit der Thüringischen Landespolizei bereits gen Bahnhof Jena-Paradies auf.
Kurz vor der Ankunft am Bahnhof wurde ein Babelsberger Fan von einigen Beamten aus seiner Gruppe gezogen. Der Grund für diese polizeiliche Maßnahme war für die anderen Fans zunächst unklar. Da dieses „Herausgreifen“ auf die anwesenden Babelsberger Fans sehr rabiat wirkte, echauffierten sich diese verbal. Auch eine Kommunikation mit den beiden begleitenden Sozialarbeiterinnen des Fanprojektes wurde von Seiten der Polizei wiederholt abgelehnt. Ein Fan wurde als Reaktion auf seinen verbalen Protest von einem Polizeibeamten geschlagen, woraufhin er in einen Dornenstrauch stürzte. Die hinzukommende Streetworkerin vom Fanprojekt Babelsberg versuchte mit den Polizeibeamten ins Gespräch zu kommen und wurde daraufhin von einem Beamten angeschrien sowie geschlagen, so dass auch sie zu Boden ging. Im gleichen Moment begannen die Polizeibeamten gegen die nach wie vor nur verbal protestierenden und gestikulierenden Babelsberger Fans Pfefferspray einzusetzen – aus kürzester Distanz.
Ein Babelsberger Fan wurde auf die Nachfrage nach der Dienstnummer eines Beamten hin von diesem gegen den Kopf geschlagen und trug eine Platzwunde davon.
Mehrere Babelsberger Fans, als auch eine der begleitenden Sozialarbeiterinnen, trugen aufgrund von Schlägen oder Tritten durch die Polizeibeamten Hämatome davon.
Erst langsam beruhigte sich die Situation. Über die Potsdamer SKB (Szenekundige Beamte) konnte Wasser zum Ausspülen der Augen organisiert und die o.g. Platzwunde erstversorgt werden.
Schließlich erreichte die zweite Babelsberger Gruppe den Bahnhof. In der Folgezeit kam es im Zusammenhang mit dem Zugeinstieg noch zu Schubsereien und Drängeleien durch Polizeibeamte. Die Rückfahrt verlief schließlich ohne besondere Ereignisse.