Ergänzendes Juryvotum Potsdam 10.12.2010
Der Jury liegt ein Antrag zum Punktabzug für den Einsatz in der Stadt Potsdam (Sondervotum) vor.
Ursprüngliches Votum für Potsdam - lesen
Abschnitt Erfurt - lesen
Zugrunde gelegter Sachverhalt:
Die Voten der Jury wurden im Internet veröffentlicht und darüber hinaus den Vereinen und Polizeidienststellen per Mail zugestellt.
Ferner beschwerte sich das Babelsberger Fanprojekt in einem Schreiben an den Potsdamer Schutzbereichsleiter Herrn Marschall
und den Einsatzleiter der Bundespolizei Herrn Petermann am 6.9.2010 über den Polizeieinsatz vom 28.8.2010 auf dem Potsdamer Hauptbahnhof.
Am 17.11.2010 fand in Potsdam aus Anlass des 10jährigen Jubiläums eine Tagung der "Wildwuchs"-Streetworker statt. Dazu war auch Herr Marschall als Referent eingeladen.
In seinem Vortrag legte er die unterschiedlichen Sichtweisen auf polizeirelevante Situationen dar und wählte als Beispiel den
strittigen Polizeieinsatz am Potsdamer Hbf.
Dazu stellte er den ihm zugegangenen Einsatzbericht und die Beschwerde des Fanprojektes gegenüber, räumte Fehler im Einsatz ein
und setzte sich realistisch mit den unterschiedlichen Sichtweisen und Rollen in dem Konflikt auseinander. Er bot den Fanbetreuern an,
über Formen der Sensibilisierung der einzelnen Beamten ins Gespräch zu kommen.
An der Tagung nahmen mehrere Journalisten teil.
Wertung:
Die Aktion "Polizei im bundesweiten Wettbewerb: Wo demonstrieren Babelsbergs Fußballfans Heilig Abend 2010?" soll Missstände im Umgang mit Fußballfans nicht nur öffentlich machen, sondern die betroffenen Polizeidienststellen, deren Aufsichtsbehörden, die Vereine und Sicherheitsfirmen auch zu einer kritischen Überprüfung ihres Handelns motivieren.
Bereits in dem zur Bekanntmachung der Aktion an alle Vereine und Polizeistellen verschickten Offenen Brief wurde angekündigt:
"Im Unterschied zum Bewertungsnodus beim Fußball erfolgt die Punktevergabe bei unserem Wettbewerb keineswegs statisch. Die Jury wird auch Resozialisierungstendenzen angemessen berücksichtigen. Beweise tätiger Reue wie öffentliche Entschuldigungen bis zur Ermittlung gegen Ihre eigenen Beamten oder Vereinsordner werden mit Punktabzügen belohnt und verschaffen Ihnen eine reale Chance, den Spitzenplatz in der Tabelle an den nachfolgenden Polizeischutzbereich abzugeben."
Die Jury hat die Möglichkeit, für kritische Reflektion mit dem Polizeieinsatz, Sanktionierung von Fehlverhalten von Beamten und Ordner/innen oder Änderungen inakzeptabler Zustände
das Ausgangsvotum um 1-10 Punkte zu kürzen.
Nach umfassender Diskussion wird das Ergebnis der Stadt Potsdam (Sondervotum) gekürzt um
4 Punkte
Das Ausgangsvotum wird herabgesetzt auf
73 Punkte.
Gründe:
Die Jury geht davon aus, dass eine selbstkritische Reflektion von Situationen durch die Polizeiführung erforderlich ist,
um unangemessene Polizeieinsätze zu vermeiden und auf Fehlverhalten einzelner Beamter reagieren zu können.
Der Schutzbereichsleiter der Potsdamer Polizei hat ein hohes Maß an sozialer Kompetenz und Differnzierungsvermögen
unter Beweis gestellt.
Insbesondere ist ihm zugute zu halten, dass er eine öffentliche Veranstaltung nutzte, um einen auch aus seiner Sicht mangelhaften Polizeieinsatz darzustellen.
Anzurechnen ist ebenfalls das Angebot, über geeignete Maßnahmen zum Abbau von Eskalationspotential ins Gespräch zu kommen.
Inwieweit der Polizeieinsatz intern ausgewertet wurde, ist der Jury nicht bekannt.