Fussballfans beobachten die Polizei

Presse / Podiumsdiskussion Leipzig 08.05.2006

Nachrichten

Fansmedia Bremen schließt sich der Aktion an weiter...

Fan-Projekt Jena e.V. / FC Carl Zeiss Jena e.V. nehmen an der Aktion teil weiter...

Artikel junge Welt 27.12.07
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Artikel Ahlener Tageblatt 27.12.07
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Artikel Ahlener Zeitung 27.12.07
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Zwischenbilanz 2006 erschienen
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Podiumsdiskussion "Die Welt bewacht von Freunden - der Fußballfan unter Generalverdacht"

Podiumsdiskussion Leipzig

Unter dem Motto „Die Welt bewacht von Freunden – der Fußballfan unter Generalverdacht“ diskutierten am Montag, den 8. Mai 2006, auf Einladung der GRÜNEN-Fraktion Johannes Lichdi, innenpolitischer Sprecher der GRÜNEN im Sächsischen Landtag, Christian Kabs, Fanprojekt Dresden e.V. und Jacob Roth, Fanprojekt SV Babelsberg 03 die Sicherheitsvorkehrungen zur Fußball-WM 2006.

Zu Beginn der Veranstaltung bot Johannes Lichdi einen kurzen Überblick über problematische Aspekte des Maßnahmenpakets zur WM 2006. Dabei wies er beim Ticketkauf insbesondere auf die bereits von Peter Schaar, Bundesbeauftragter für Datenschutz, kritisierte Angabe der kompletten Personalausweis-Nummer und des Geburtsdatums hin. Bei der Akkreditierung des Servicepersonals hatte der Sächsische Datenschutzbeauftragte, Andreas Schurig, bereits Bedenken geäußert, da Daten für den betroffenen Arbeitnehmer nicht nachvollziehbar zwischen dem Arbeitgeber, dem DFB, dem BKA und letztlich dem Bundes- bzw. Landesverfassungsschutz wechseln. Bislang wurden bundesweit 100.000 Anträge auf Akkreditierung gestellt, von denen 400 Anträge abgelehnt worden sind. Weitere 150.000 Anträge werden noch erwartet. Kritisch sah der grüne Innenpolitiker auch die Vorladungen als Hooligans geführter Personen zur Abgabe ihres genetischen Fingerabdrucks sowie die Gewalttäter Sport-Datei. Darin sind bundesweit ca. 7.500 Personen erfasst, davon kommen ca. 2.500 Personen aus Sachsen. „Mein Eindruck ist, dass mit allen denkbaren Eingriffsmöglichkeiten, eine Totalüberwachung bei der Fußball-WM vollzogen wird. Es ist zu erwarten, dass die Überwachung bei einem geringen öffentlichen Widerstand auch in Zukunft fortgesetzt wird. Eine Diskussion muss daher jetzt und heute dringend geführt werden. Von den Behörden fordere ich ein rechtsstaatliches Vorgehen.“, so Johannes Lichdi.

Jacob Roth und Christian Kabs konnten aus ihren Erfahrungen heraus ein zunehmend repressives Polizeiverhalten im Vorfeld der WM gegenüber Fans bestätigen. Noch bis vor wenigen Jahren filterte die Polizei gewalttätige und –suchende Fans gezielt aus und verhinderte oft ein Eskalieren von Gewalt. „Heute stigmatisiert und kriminalisiert die Polizei alle Fußballfans und provoziert mit ihrem Auftreten Gewalt“, so Roth. Er vermutet, dass die Polizei dadurch abschrecken will, stellt jedoch die Nützlichkeit in Frage. „Wirklich gewaltbereite Hooligans werden sich zur WM außerhalb des Stadions zum Prügeln treffen“, so Roth.

Aufgrund des veränderten Verhaltens der Polizei ist seit der Rückrunde 2005/2006 eine Aktion in Brandenburg gestartet worden, die bislang einmalig ist: „Fußballfans beobachten die Polizei“. Dabei sind fachkundige und neutrale Rechtsanwälte bei Spielen des SV Babelsberg 03 anwesend, beobachten das Verhalten der Polizei und schreiben anschließend einen Bericht, der im Internet veröffentlicht wird. Finanziert wird die Initiative durch Spenden und Soli-Partys. Ziel der Aktion ist es, auch dem Verhalten der Polizei gegenüber ein Korrektiv einzuführen. „Es geht darum, die Fußballfans zu schützen aber nicht die Gewalttäter“, so Roth.

Das Fanprojekt Dresden e.V. reagiert auf die zunehmende Kriminalisierung der Fußballfans mit Dialog. So sieht Kabs als wichtigste Aufgabe des Fanprojekts Dresden e.V., eine Vermittlung zwischen Fans und Polizei zu Fanverhalten und polizeilichen Maßnahmen. Nach seiner Ansicht sollten Polizisten die Chance erhalten, sich in Kommunikationsseminaren weiterzubilden. „Das wäre hilfreich im Umgang mit den Fans“, so Kabs.

Johannes Lichdi forderte in seinem Schlusswort alle Beteiligten auf, verstärkt in der Öffentlichkeit über die Unterschiede zwischen den einzelnen Fangruppierungen zu informieren, damit einen Generalverdacht gegen alle Fans zu beenden und einer schleichenden Totalüberwachung bei allen Fußballspielen entgegenzutreten.

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