Fußballfans lassen Polizei beobachten
Anwälte sitzen inkognito im Publikum
Dass die Polizei vor, während und nach Fußballspielen die Zuschauer im Auge behält, ist ganz normal. Jetzt aber dreht ein Fanklub aus Babelsberg den Spieß um und lässt die Ordnungshüter inkognito von Anwälten beobachten.
Von Katja Bülow
Vor allem um die Verhältnismäßigkeit von polizeilichen Aktionen gegenüber Fußballanhängern geht es den Initiatoren, so stellten sie gestern bei einer Pressekonferenz in Rostock klar. Gregor Voehse, Sozialarbeiter und Leiter des Fanprojekts Babelsberg, das unter anderem vom dortigen Landespräventionsrat finanziert wird, erklärte: "Gerade jungen Menschen wird oft ein ungeheuer negatives Bild von der Polizei und damit auch vom Staat vermittelt." Lutz Boede von der "Initiative zur Stärkung der Grund- und Bürgerrechte gegenüber der Polizei" ergänzte: "Es ist ein großer Missstand, wenn Sondereinheiten an jugendlichen Fans ausprobiert werden, die eigentlich für die Gefahrenabwehr in Ausnahmesituationen zuständig sind."
Wenn plötzlich eine Hundertschaft dasteht
Und der 21-jährige Jacob Roth, Sprecher der "Bewegung der Zornigen und Wütenden", berichtete schließlich aus eigener Erfahrung: "Als 14-Jähriger fühlt man sich doch unheimlich mächtig, wenn man mit einer Handvoll Fans anreist und am Bahnhof plötzlich einer ganzen Hundertschaft gegenübersteht."
Keine Frage, auch das betonen die drei: Grundsätzlich ist die Präsenz
der Polizei bei den Spielen unbedingt notwendig, um Hooligans das
Handwerk zu legen, die Leib und Leben anderer gefährden. Doch es sei nun mal nicht jeder Fußballfan gewaltbereit.
Bei den Rückrundenspielen der Amateure in Mecklenburg-Vorpommern, Berlin und Brandenburg sollen sich nun regelmäßig Rechtsanwälte in Zivil unter das Publikum mischen und beobachten. Die Kosten in Höhe von insgesamt rund 2500 Euro übernimmt Voehses Fanprojekt. Auftakt zu der Aktion sollte eigentlich am Sonnabend das Spiel des SV Babelsberg 03 gegen die Rostocker Amateure sein. Wegen der schlechten Platzverhältnisse wird es jedoch verschoben.
Grundsätzlich werden die Berichte der Anwälte am Tag nach den Spielen unter der Adresse www.fussballfans-beobachten-polizei.de
veröffentlicht.