Fussballfans beobachten die Polizei

Berichte / Hansa Rostock (Amateure) vs. SV Babelsberg 03 16.04.2006

Nachrichten

Fansmedia Bremen schließt sich der Aktion an weiter...

Fan-Projekt Jena e.V. / FC Carl Zeiss Jena e.V. nehmen an der Aktion teil weiter...

Artikel junge Welt 27.12.07
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Artikel Ahlener Tageblatt 27.12.07
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Artikel Ahlener Zeitung 27.12.07
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Zwischenbilanz 2006 erschienen
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Bericht zum Spiel bei Hansa Rostock (Amateure)

Die Anreise der Fußballfans erfolgte wie folgt:

30 Personen (auf der Rückfahrt 40) fuhren mit einem eigens gecharterten Busunternehmen nach Rostock, 9 Personen per Bahn und die restlichen (ca. 70 Personen) reisten mit Privat -PKW`s an. Die geringe Anzahl der Bahnfahrer 7 (9 auf der Rückfahrt) wurde auf dem Potsdamer Hauptbahnhof bereits von 40 Bundespolizisten und 2 Zivilbeamten erwartet, von denen 20 Einsatzkräfte bis Berlin - Spandau die Begleitung „ sicherte“. Der Rückweg vom Hansa Stadion zum Rostocker Hauptbahnhof wurde unbegleitet per Linienbus bestritten. Dort warteten schließlich ca. 30 Bundespolizisten und 4 Zivilbeamten bis zur Abfahrt des Zuges.

Die Fahrt zurück erfolgte ohne polizeiliche Begleitung. Die Busfahrt vom Lutherplatz bis zum Parkplatz (100m vor dem Stadion) erfolgte ohne Polizeibegleitung. Erst bei Ankunft standen zwei PKW Einsatzfahrzeuge hinter dem Bus; die Polizisten verblieben allerdings zunächst im Fahrzeug. Unmittelbar nachdem sich die Fans von dem Bus Richtung Stadion entfernten, bestieg ein Polizeibeamter den Bus, um dort Beweis sichernde Aufnahmen zu machen. Die ca. 30 Polizeibeamten hielten sich während des Spiels am Reisebus (der nun unmittelbar hinter den Zaum des Gästebereichs beordert wurde) und gegenüber des Gästeblocks auf.

Für Ordnung sorgte dafür eine unangemessen hoch erscheinende Anzahl (zwischen 120 und 130) von Ordner der vom Gastgeber beauftragten Sicherheitsfirmen. Zwischenzeitlich erhielt der Fanbetreuer des SV Babelsberg 03, Gregor Voehse, die Nachricht, dass sich die Busfahrerin aufgrund grober Verschmutzung des Reisebusses seitens der Fans weigerte, den Fahrauftrag zu erfüllen (d.h. die Rückfahrt anzutreten. Darauf verständigte mich der Fanbetreuer und wir nahmen mit der Fahrerin ein klärendes Gespräch auf; damit gab ich praktisch auch gegenüber der beim Reisebus stehenden Polizei meine Inkognito Haltung auf. Es stellte sich heraus, dass die Fahrerin die Polizei angewiesen hatte, beweissichernde Aufnahmen von der vermeintlichen Verschmutzung zu machen, welchem die Polizei selbstverständlich auch nachkam. Im Hinblick darauf, dass durch die Busfahrerin letztlich weder eine Strafanzeige, noch ein Strafantrag gestellt wurde, dürfte die juristische Legitimation für das Fertigen der Bildaufnahmen im Nachhinein entfallen sein.

Anfang der zweiten Halbzeit bat mich der Einsatzleiter zu sich und erklärte mir, dass die Rückfahrt bis zur Mecklenburgischen Grenze von der Polizei begleitet und die Rückfahrt per Bus nur unter der Maßgabe erfolge, dass der dort befindliche Alkohol vor Abfahrt im Laderaum zu verstauen sei. Den Fans sei es nicht gestattet, Alkohol im Bus zu verzehren. Eine Gruppe von drei Fans fand sich bereit, der Anordnung Folge zu leisten, indem sie ¼ Stunde vor Ende des Spiels die im Bus befindlichen alkoholischen Getränke entfernte. Alle Einsätze und Planungen der Polizei wurden nunmehr mit mir abgesprochen bzw. erklärt. Den Fans wurde der Verzehr von Alkohol vor dem Bus vor Rückfahrt gestattet. Juristisch bedenklich erschien die abschließende Ansprache eines leitenden Polizeibeamten vor der Abfahrt, in welcher die in Gewahrsamnahme aller Businsassen bei geringfügigsten Delikten angedroht wurde.

Die Rückfahrt bis zur Grenze wurde von zwei Polizeieinsatzwagen begleitet, ab Brandenburger Landesgrenze wurde die Begleitung durch die Brandenburgischen Polizeikräfte übernommen. Bei Ankunft am Lutherplatz in Babelsberg stand ein Einsatzwagen in ca. 20 Meter Entfernung, zwei weitere Fahrzeuge (vom Bus aus nicht sichtbar) waren auf Höhe der Rudolf- Breitscheid-Straße positioniert. Die Polizeibeamten verblieben observierend in ihren Fahrzeugen. Beim Umgang mit den Fans des Reisesbusses hinsichtlich der Polizeieinsatzstärke und Form lässt sich eine angemessene und zurückhaltende Vorgehensweise attestieren. Dies kann allerdings nicht bezüglich der Proportionalität von Bundespolizisten (das 4-fache) zu den mit der Bahn fahrenden Fans behauptet werden; die unverhältnismäßig und indiskutabel erschien.

Insgesamt dürfte die Suche der leitenden Polizeibeamten nach sachlicher Kommunikation dazu beigetragen haben, dass es vor, während und nach dem Spiel zu keinerlei Konfrontationen kam.

Ralf Schöfski
Rechtsanwalt

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