Fussballfans beobachten die Polizei

Polizei im Wettbewerb / SpVgg Unterhaching vs. SV Babelsberg 03 24.09.2010

Nachrichten

Fansmedia Bremen schließt sich der Aktion an weiter...

Fan-Projekt Jena e.V. / FC Carl Zeiss Jena e.V. nehmen an der Aktion teil weiter...

Artikel junge Welt 27.12.07
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Artikel Ahlener Tageblatt 27.12.07
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Artikel Ahlener Zeitung 27.12.07
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Zwischenbilanz 2006 erschienen
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Votum der Jury zum Wettbewerb "Wo demonstrieren Babelsbergs Fußballfans Heiligabend?"
für das 3.Ligaspiel SpVgg Unterhaching gegen SV Babelsberg 03

Juryvotum Unterhaching 24.09.2010

Zugrunde gelegter Sachverhalt:

Am 24.9.2010 machten sich ca. 80 Babelsberger Fans auf den Weg nach Unterhaching. Die Anreise erfolgte individuell mit Kleinbussen und Autos. In Bayern wurde einer der PKWs von einer Polizeistreife kontrolliert. Die Beamten zeigten sich dabei äußerst unfreundlich und herrisch. Weiterhin verlief die Hinfahrt ohne besondere Vorkommnisse.

Die Park- und Einlasssituation am Unterhachinger Sportpark stellte sich für die Nulldreier überwiegend äußerst entspannt dar, die eingesetzten Ordner agierten freundlich, fragten einzelne Fans z.B. wiederholt nach ihrem Befinden. Ein Fahrzeug wurde von den Parkeinweisern auf den Polizeiparkplatz geleitet, worauf die eingesetzten Polizeibeamten sehr unfreundlich und dünnhäutig reagierten.

Dass die Ermäßigungen am Ticketschalter bzw. Einlass zum Stadion nicht alle dafür in Frage kommenden Gruppe umfassten, sondern sich lediglich auf Kinder und Jugendliche bezogen, war für die Babelsberger Fans unverständlich.

Einem Banner der Aktion „Fußballfans beobachten Polizei“ wurde von den Ordnern zunächst der Einlass ins Stadion verwehrt. Der Argumentation der Fans sowie des Fanbeauftragten des SVB03, das Banner doch zuzulassen, zeigten sich die Unterhachinger Ordner dann aber zugänglich.

Im Gästeblock selbst war die Ordnerpräsenz gering. Neben den Ordnern hielt sich auch eine Gruppe von 7 Polizeibeamten im Gästebereich auf. Diese Beamten traten durchgängig behandschuht und in voller Kampfausrüstung auf, standen aber überwiegend am Rand des Blocks.

Bezogen auf das Catering fiel den Babelsbergern auf, dass im Gästebereich im Gegensatz zum Heimbereich nur alkoholfreie Getränke ausgeschenkt wurden.

Im Verlauf der zweiten Halbzeit skandierte ein für mehrere Babelsberger Fans leicht zu identifizierender Zuschauer von der Haupttribüne aus: „Arbeit macht frei! Babelsberg 03!“ Auf Wunsch einiger Fans setzte sich der Fanbetreuer daraufhin mit dem polizeilichen Gruppenführer in Kontakt und artikulierte den Wunsch der Fans, die Personalien des Rufenden polizeilich festzuhalten, um gegebenenfalls eine Strafanzeige erstellen zu können. Der Gruppenführer weigerte sich dieser Bitte nachzukommen mit dem Hinweis, er könne keine strafbare Handlung feststellen. Weiteren Argumentationen war er nicht zugänglich. Er schlug vor, die mit dem Ruf unzufriedenen Fans könnten ja in der örtlichen Polizeiwache nach dem Spiel Anzeige erstatten.

Weiterhin verlief das Spiel ereignislos.

Nach dem Spiel zeigten sich die eingesetzten Beamten zurückhaltend, während die Babelsberger Fans sich am Parkplatz sammelten und mit den Kleinbussen und Autos das Stadiongelände verließen.

Ein ersten Stopp legten ca. 5 Busse bzw. Autos an einer Tankstelle in Unterhaching ein. Als es der Kassiererin in der Tankstelle zu laut wurde, rief sie die Polizei. Diese zeigte sich nach ihrem Eintreffen zurückhaltend und wünschte nach Klärung des Sachverhalts allen Fans eine gute Weiterfahrt.

Auf der Rückfahrt wurde der PKW, der bereits auf der Hinfahrt von Polizeibeamten angehalten worden war, erneut kontrolliert. Auch diesmal verhielten sich die Polizeibeamten äußerst unfreundlich.

Wertung:

Insgesamt kann die Jury zwischen Null (beanstandungsfrei) bis 100 Punkte vergeben. In Städten, die mindestens 50 Punkte (Qualifikationswert) erhalten, besteht grundsätzlich Bedarf an einer weihnachtlichen Fandemonstration.

Nach umfassender Würdigung der Gesamtumstände erhält die Gemeinde Unterhaching

14 Punkte.

Gründe:

Die Jury geht davon aus, dass Fans, die in der 3. Liga oft eine weite Reise auf sich nehmen, um ihre Mannschaft auswärts zu unterstützen, einen Anspruch haben, möglichst wenig von Polizei und Ordnungsdienst behelligt zu werden.

Diesem deeskalierenden Anspruch ist der Ordnungsdienst in hohem Maße gerecht geworden. Auftretende Probleme wurden kommunikativ gelöst.

Ziemlich unterwürfig verhielt sich der Ordnungsdienst jedoch gegenüber den eingesetzten Polizeibeamten, die in ihrem Auftreten klar andeuteten, dass im Zweifelsfall das Hausrecht durch sie ausgeübt werden würde. Dazu gehörte auch, dass eine Gruppe Polizeibeamter in voller Einsatzmontur das Spiel im Gästeblock verfolgte. Dies wird generell von Fußballfans ungern gesehen und ist in einem Spiel zwischen den beiden o.g. Mannschaften zudem auch gänzlich unnötig.

Dass die Polizeibeamten nicht reagierten, als ein deutlich zu identifizierender Zuschauer auf der Haupttribüne die Parole „Arbeit macht frei! Babelsberg 03!“ skandierte, sorgte in den Reihen der Babelsberger Fans für Unmut. Dass die Beamten und hier insbesondere der Gruppenführer sich nach der Intervention des Fanbetreuers weigerten, den Sachverhalt bzw. wenigstens die Personalien des entsprechenden Zuschauers aufzunehmen und somit eine spätere Strafverfolgung zu ermöglichen, könnte unter dem Stichwort "Strafvereitlung" strafrechtlich relevant sein.

Unabhängig von der konkreten Strafbarkeit der Parole - in Frage kämen z.B. Volksverhetzung oder Beleidigung - stellte der DFB erst im April 2009 fest, dass dieser Gesang sportrechtlich relevant sei und auf dieser Ebene entsprechende Ermittlungen nach sich ziehen könnte.

Abgesehen von diesem Vorfall und der unangemessenen Präsenz im Block war der Polizeieinsatz im Rahmen des Spiels als annehmbar zu bezeichnen.

Auch die Anzahl der eingesetzten Beamten war angemessen.

Abschließend möchten wir der SpVgg Unterhaching noch empfehlen, Gästefans nicht anders zu behandeln das die Heimfans. Es ist nicht erklärbar, warum Gäste eine andere Getränkeauswahl als die Zuschauer im Heimbereich. Derartige Ungleichbehandlungen werden als schikanös und diskriminierend wahrgenommen und belasten die Stimmung im Stadion.

Positiv wurde von den Babelsberger Fans zur Kenntnis genommen, dass auch Gästefans der Zugang zum Vereinsheim möglich war.

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