Fussballfans beobachten die Polizei

Polizei im Wettbewerb / Stahl Brandenburg vs. SV Babelsberg 03 09.10.2010

Nachrichten

Fansmedia Bremen schließt sich der Aktion an weiter...

Fan-Projekt Jena e.V. / FC Carl Zeiss Jena e.V. nehmen an der Aktion teil weiter...

Artikel junge Welt 27.12.07
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Artikel Ahlener Tageblatt 27.12.07
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Artikel Ahlener Zeitung 27.12.07
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Zwischenbilanz 2006 erschienen
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Votum der Jury zum Wettbewerb "Wo demonstrieren Babelsbergs Fußballfans Heiligabend?"
für das Landespokalspiel Stahl Brandenburg gegen SV Babelsberg 03

Juryvotum Brandenburg an der Havel 09.10.2010

Zugrunde gelegter Sachverhalt:

Am 09.10.2010 begleiteten ca. 350 Babelsberger Fans ihre Mannschaft zum Pokal-Auswärtsspiel bei Stahl Brandeburg, knapp 200 davon mit dem Zug.
Die Zugfahrer unter den Nulldrei-Fans erreichten in Begleitung von ca. 20 Polizeibeamten den Bahnhof Brandenburg-Altstadt um ca. 13:20 Uhr. Die Fahrt war zuvor ereignislos verlaufen.
Der Restweg zum Stadion am Quenz wurde per pedes zurückgelegt, so dass die Fans das Stadion gegen 13.40 Uhr erreichten.
Die Einlasssituation stellte sich äußerst unübersichtlich dar. Lediglich ein Kassenhäuschen war besetzt, 9 Ordner regelten die Einlasskontrollen. Insgesamt verliefen Verkauf und Kontrollen aus Sicht der Babelsberger Fans dabei sehr langsam. Vorschläge die Geschwindigkeit der Abfertigung durch eine zusätzliche Kasse oder Handverkauf zu beschleunigen, wurden abgelehnt. Mit Anpfiff des Spiels stieg der Drang der Fans, die aufgrund der Situation vor Ort, noch keine Karte erwerben konnte, das Spiel zu sehen. Die Ordner ließen die ins Stadion drängenden Fans ohne Kontrollen passieren.

Im Gästebereich stand den insgesamt ca. 350 Babelsbergern ein Dixi-Klo zur Verfügung.

Im Laufe der ersten Halbzeit wurden zwei Personen mit „Thor Steinar“-Kleidung von einigen Babelsberger Fans gebeten, den Block zu verlassen. Die Polizeibeamten agierten in dieser Situation zunächst zurückhaltend, setzten die beiden aggressiv Reagierenden dann aber fest und führten sie ab. Aufgrund dieses Vorfalls wurde die Polizeipräsenz im Eingangsbereich der Gäste massiv verschärft.

Im Verlauf des Spiels kam es durch die Heimfans mehrmals bis dauerhaft zu diskriminierenden und zur Gewalt auffordernden Rufen. U.a. war zu hören: „Asylanten!“, „Zick Zack Zigeunerpack!“, „Arbeit macht frei – Babelsberg 03!“, „Hasta la vista, Antifascista!“ und „Stellt euch zum Kampf“.

Weitere Vorkommnisse gab es nicht.

Nach dem Spiel sammelten sich die Babelsberger Fans vor dem Gästebereich und wurden von der Polizei zu einer Straßenbahnhaltestelle begleitet.
Dort wartete bereits eine Staßenbahn auf die ca. 250 Fans. Da die eine Straßenbahn nicht für alle Babelsberger Platz bot, wurde auf Bitten der Fanbetreuerin eine weitere Straßenbahn hinzugezogen.

Nach ca. 20 minütiger Wartezeit fuhren die Straßenbahnen in Richtung Brandenburg HBF ab. An der ersten Haltestelle hielten die Straßenbahnen an, da die Kreuzung nicht abgesperrt worden war. Diesen Halt nutzten einige Stahl-Fans – darunter auch einer der Personen, die während des Spiels im Babelsberger Block aufgetreten waren - für einen Angriff auf die erste Straßenbahn. Die Türen wurden von außen geöffnet und einige Flaschen flogen in die Tram. Dabei wurde ein Babelsberger Fan schwer am Kopf verletzt. Daraufhin stürmten einige Nulldreier aus der Bahn. Die Polizei war zu diesem Zeitpunkt wenig präsent und konnte den Kontakt zwischen den Fangruppen nicht verhindern. Als die Potsdamer SKB und einige weitere Einsatzkräfte hinzukamen, flohen die Angreifer. Die Babelsberger Fans wurden daraufhin von der Polizei eingekesselt und zur Bahn zurückbegleitet. Dem verletzten Babelsberger Fan wurde erst nach mehrmaligem Bitten ärztliche Hilfe ermöglicht. Ein weiterer Babelsberger Fan wurde von der Polizei vorläufig festgenommen, jedoch konnte diesem keine Ordnungswidrigkeit/ Straftat oder ein gesetzeswidriges Fehlverhalten nachgewiesen werden.

Die Polizei drängte die Fans schließlich in die Bahn und die Fahrt konnte fortgesetzt werden.

Die Straßenbahn fuhr weiterhin sehr langsam und stoppte jeweils an den Ampeln. Es gab wiederholt lange Haltepausen, teilweise auch aufgrund eines mehrmaligen Missbrauchs der Notbremse.

Am Nikolaiplatz betätigten Insassen der ersten Straßenbahn die Türöffnung derselben. Einige Fans suchten den dortigen Kiosk auf, andere nutzten die Pause zur Verrichtung der Notdurft. Die Polizeibeamten versuchen zunächst die Fans zurückzudrängen, bildeten dann aber lediglich einen Kreis um die Nulldreier.
Den Insassen der zweiten Bahn wurde der Ausstieg nicht gewährt.
Schließlich drängten die Polizeibeamten auch die Insassen der ersten Bahn zurück in diesselbe. Insbesondere im vorderen Bereich der Bahn schoben die Polizeibeamten die Fans mit teilweise massiver Gewalt ins Abteil, obwohl dort kein Platz mehr zur Verfügung stand.
Aufgrund des Protest der Babelsberger hin wurde ein Fan aus der Gruppe heraus festgenommen. Er wurde zu Boden gerissen, fixiert und von zwei Beamten aus dem Sichtfeld der Fans getragen.
Erst nach mehrmaligem Nachfragen wurde es der Fanbetreuerin ermöglicht, der folgenden polizeilichen Maßnahmen gegen den Fan beizuwohnen.
Nachdem die Maßnahmen gegen den Babelsberger abgeschlossen worden waren, beruhigte sich die Situation wieder und die Fahrt mit der Tram ging weiter.

Schließlich erreichte man gegen 18 Uhr und nach über 1,5 Stunden Fahrt den Brandenburger Hauptbahnhof.
Während dieser Zeit wurde es den Insassen der zweiten Straßenbahn nicht ermöglicht, selbige zu verlassen, um bspw. Toiletten aufzusuchen.

Am Hauptbahnhof angekommen wurden die Fans, die in der ersten Bahn saßen, von der Polizei gekesselt, während die Insassen der zweiten Bahn sich frei bewegen konnten.
Die Polizei sprach gegenüber allen Babelsbergern ein Glasflaschenverbot aus.

Die Fans wurden von der Polizei auf das Abfahrtgleis begleitet, wo sie gebeten wurden in zwei Extra-Waggons zu steigen.
Drei Fans kamen verspätet hinzu und wurden von den Polizeibeamten massiv gen Bahn geschubst. Infolge des darauf entstehenden Disputs gab es eine weitere Festnahme und es wurde diesem Fan nicht ermöglicht mit den anderen gemeinsam die Heimreise anzutreten.

Auf der Zugfahrt von Brandenburg nach Potsdam agierten die eingesetzten Polizeibeamten äußerst aggressiv.
Die Fans wurden teilweise durch die Gänge geschubst, zum Sitzen genötigt und beleidigt.
Ein Babelsberger wurde dabei von einen Polizeibeamten gewürgt.
Die Kommunikation mit der die Fans begleitenden Fanbetreuerin sowie dem Fanbeauftragten des SVB wurde seitens der eingesetzten Beamten auf dieser Rückfahrt massiv abgelehnt.

Gegen 19 Uhr erreichten die Babelsberger Fans den Potsdamer Hauptbahnhof

Wertung:

Insgesamt kann die Jury zwischen Null (beanstandungsfrei) bis 100 Punkte vergeben. In Städten, die mindestens 50 Punkte (Qualifikationswert) erhalten, besteht grundsätzlich Bedarf an einer weihnachtlichen Fandemonstration.

Nach umfassender Würdigung der Gesamtumstände erhält die Stadt Brandenburg an der Havel

76 Punkte.

Gründe:

Die Jury entschied sich aufgrund des hohen Zuschaueraufkommens und des Derby-Charakters diesmal auch ein Landespokalspiel zu beurteilen.
Auch bei Landespokalspielen haben Fußballfans einen Anspruch, möglichst wenig von Polizei und Ordnungsdienst behelligt zu werden. Insofern erfolgt die Beurteilung adäquat zu den Ligaspielen.

Die im Rahmen des Spiels eingesetzte Polizei ist diesem Anspruch kaum gerecht geworden.
Der Polizeieinsatz war für die Babelsberger Fans nicht nachvollziehbar, schlecht kommuniziert und wurde allgemein als chaotisch wahrgenommen.
Der Polizei gelang es nicht die Fangruppen zu trennen. Problematisch war dabei insbesondere, dass die Gewalt von einigen wenigen Stahl-Fans ausging, die zudem wiederholt auftraten. Durch eine rechtzeitige Festsetzung dieser wenigen Aggressoren durch die Polizei hätteh frühzeitig  Konfliktpotential abgebaut werden können.

Auf der Zugfahrt von Brandenburg nach Potsdam agierten die eingesetzten Beamten massiv übergriffig.


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